hausnummer 05

20 | Glückwünsche „Meine Eltern sind beide 91 geworden – ich habe vielleicht gute Gene. Aber bestimmt liegt es auch daran, dass ich 20 Jahre zusammen mit meinem Mann Turniertanz gemacht habe! Deutschlandweit haben wir an Turnieren teilgenommen. Ich war ja Sportlehrerin, da kommt meine Gelenkigkeit her.“, strahlt sie. „1946 haben mein Mann und ich geheiratet und Dezember 1960 sind wir in diese Wohnung gezogen. Ich wollte eigentlich, dass wir bauen, aber mein Mann meinte, wir sollten mit dem Geld lieber schöne Reisen unternehmen.“ Nach einer kurzen Pause fährt sie fort. „Ich habe vielleicht gute Gene…“ Im August 2024 konnte eine unserer Mieterinnen ihren 100. Geburtstag feiern. Wir haben Elfriede „Friedl“ Knaak besucht, ihr gratuliert und sie gefragt, wie man es schafft, so rüstig wie sie es ist, 100 Jahre alt zu werden. Elfriede Knaak mit Ihrem Mann Lothar beim Turniertanz „Jedes Jahr haben wir eine große Reise gemacht, hier sehen Sie.“ Im Flur hängt eine Weltkarte, gespickt mit roten Punkten. Jeder Punkt steht für ein Reiseziel. „Heute bin ich dankbar für diese Entscheidung und die vielen schönen Erinnerungen. Natürlich hat es auch mal ‚Sturm und Regen‘ gegeben, aber mein Leben war schon in Ordnung.“ Im Wohnzimmer reihen sich viele Familienfotos aneinander. „Wir sind eine große Familie“, erklärt sie. „Ich selbst habe drei Töchter, neun Enkel und zweiundzwanzig Urenkel. Ich war natürlich bei allen Hochzeiten dabei und bis zu meinem 99. Lebensjahr bin ich zu allen Taufen gefahren.“ Auf die Frage, wie sie ihren 100. Geburtstag gefeiert habe, erzählt sie: „Es hieß, einige aus meiner Familie könnten nicht nach Göttingen kommen wegen anderer Termine. Eine meiner Töchter war aber da und sagte beiläufig, ich solle mal aus dem Fenster gucken. Und da sah ich meine Familie, mehr als 40 Personen, unten auf der Wiese stehen, winkend und jubelnd. Der Platz war toll dekoriert und ich wurde mitsamt dem Stuhl nach unten getragen. Alle haben mich umarmt und mir gratuliert.“ Während wir sprechen, klingelt es an der Tür. Es ist die Nachbarin, sie kommt vom Einkaufen und hat ihr einen halben Blumenkohl für das Mittagessen mitgebracht. „Mit 98 Jahren bin ich noch selbst einkaufen gegangen, aber das geht jetzt nicht mehr. Meine Tochter hilft mir oder meine nette Nachbarin.“, sagt Elfriede Knaak. Und nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Ich freue mich über jeden Tag, den ich noch erleben darf.“ Wir verabschieden uns. Vielen Dank für das nette Gespräch, Frau Knaak!

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