hausnummer 05

Noch etwas Pfeffer und ein wenig Chili in die beiden Riesentöpfe. Jetzt die gehackten Küchenkräuter. Dorothee Guttmann rührt ein letztes Mal um. Dann ist der Eintopf fertig. Für mehr als 80 Gäste haben die frühere Schuldezernentin und ihre vier Mitstreiterinnen und Mitstreiter an diesem Montagvormittag gekocht. Um 12 Uhr ist Einlass beim Mittagstisch St. Michael in der Turmstraße am Rand der Göttinger Innenstadt. Seit dem Jahr 2018 kocht Guttmann regelmäßig beim Mittagstisch, wo bedürftige Menschen gegen 50 Cent Spende ein warmes Essen, ausreichend Getränke und ein kleines Vorratspäckchen für die Abendmahlzeit zuhause bekommen. „Ich hatte und habe ein gutes Leben und möchte auch denen etwas geben, denen es nicht so gut geht“, sagt die 74-jährige frühere Schuldezernentin zur Begründung ihres ehrenamtlichen Engagements. Außerdem mache es Spaß, aus gespendeten Lebensmitteln etwas Nahr- und Schmackhaftes zu kochen. So sieht es auch Hildegard Stobbe (65). Die frühere Lehrerin betätigt sich ebenfalls schon seit mehr als sechs Jahren beim Mittagstisch: „Wir möchten hier aktiv etwas für Menschen tun, denen es nicht so gut geht.“ Ehrenamtliche – das seien Bürgerinnen und Bürger, die nicht meckern, sondern anpacken, sagte jüngst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Wer sich – wie diese Menschen – nicht nur um sich selbst kümmere, verdiene Wertschätzung und Respekt. Deutschlandweit engagieren sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums fast 29 Millionen Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft. Insgesamt habe der Mittagstisch rund 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, sagt Leiterin Anna Werner-Parker. „Wir könnten aber noch weitere Aktive gebrauchen.“ Nicht nur beim Mittagstisch – auch sonst gibt es in Göttingen zahlreiche Möglichkeiten, sich – je nach Interesse, Fähig- und Fertigkeiten – ehrenamtlich zu engagieren: Im Sportverein, bei der Freiwilligen Feuerwehr, in der Hausaufgabenhilfe für Kinder und Jugendliche, in der Unterstützung von Seniorinnen und Senioren, im Tier-, Umwelt- oder Naturschutz sowie in diversen sozialen Einrichtungen. Wer auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Betätigung ist, kann sich Rat und Auskunft bei der Freiwilligenagentur holen. Die Einrichtung sehe sich als „Anlauf- und Beratungsstelle für alle, die sich für eine ehrenamtliche Tätigkeiten interessieren“, sagt Leiterin Dagmar Pairan. „Wir informieren über ehrenamtliche Beschäftigungsangebote in den Bereichen Kultur, Kirche, Sport und Soziales.“ Vereine, Organisationen, Verbände, Institutionen und Initiativen könnten darüber hinaus Unterstützung bei der Gestaltung eines zeitgemäßen Freiwilligenmanagements bekommen. Der Einsatz Freiwilliger ist zum Beispiel bei der Göttinger Tafel in der Mauerstraße unverzichtbar. Derzeit gäbe es rund 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, berichtet die 2. Vorsitzende Maria Streit. Ihre Aufgaben: Sie holen bei Geschäften und Supermärkten nicht mehr benötigte Lebensmittel ab. Andere helfen, die Waren zu sichten und zu sortieren. Jeweils vier Personen geben an Werktagen zu festgelegten Zeiten vor- und nachmittags die Lebensmittel an die Kundschaft aus. Trotz der großen Zahl der Ehrenamtlichen seien weitere Helferinnen und Helfer immer willkommen, sagt Streit. Nach diesem Motto engagieren sich in Göttingen viele Menschen „Nicht meckern – Ehrenamt | 09 anpacken!“

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