Lebensmittelkaufmann. „Und ich bin froh darüber, denn für die Kirche war ich zu rebellisch – der Papst hätte mich garantiert rausgeschmissen.“ mit einem Ruck aufriss, standen da zwei ältere Nachbarin- nen mit vorgestreckten Köpfen und lauschten. Das haben die nie wieder gemacht!“ 1967 heirateten er und seine Frau Hannelore. Im glei- chen Jahr wurde Sohn Stefan geboren. Wegen einer schweren Erkrankung der Frau erhielt die Familie 1969 vom Landkreis die dringend benötigte größere Woh- nung bei der Volksheimstätte eG. Allerdings wurde die Familie erst einmal auseinandergerissen. Hannelore Pilz trat weit entfernt von Göttingen eine Kur an, die ein ganzes Jahr dauern sollte. Der Sohn wurde bei den Großeltern untergebracht. Manfred Pilz bewohnte die Wohnung also vorerst allein. Blümchentapete und neugierige Nachbarn Schmunzelnd erinnert er sich an den Tag des Einzugs: „An den Wänden klebte eine rosa Blümchentapete und die Tochter der Vormieter wollte mich vom Fleck weg heiraten!“ Dass er bereits verheiratet war und sie selbst erst im Grundschulalter, störte sie nicht bei ihren Plä- nen. „Hier wohnten viele junge Familien, viele Kinder, aber auch einige ältere Personen. Das war noch keine Gemeinschaft, das musste erst zusammenwachsen.“ Ob von Natur aus neugierig oder aufgrund seines Allein- wohnens: Einige Nachbarn interessierten sich sehr für ihn und das, was er tat. Einmal hatte er Besuch von mehreren Kunstfreunden, als ein leises Geräusch an der Wohnungseingangstür zu hören war. „Redet bitte weiter, ich muss mal etwas prüfen“, sagte er zu seinen Freunden und schlich zur Wohnungstür. „Als ich diese Engagiert als Mitgliedervertreter Als unser Mieter hörte, dass man Vertreter bei der Volks- heimstätte werden konnte, sammelte er Unterschriften, wurde gewählt – und ist das bis zum heutigen Tag. „Ich habe mich immer gern für die Leute eingesetzt, den türkischen Familien geholfen, wenn es in der Schule oder mit der Verständigung Probleme gab“, erklärt er. „Wenn ich etwas gesehen hab, habe ich einfach reagiert. Zum Beispiel gab es hier hinter dem Haus eine verwitterte Sitzbank. Die habe ich mit einem Nachbarn kurzerhand zerlegt und die Teile mit ins Atelier genommen, aufgearbeitet und wieder aufstellen lassen. Ich habe immer für andere gekämpft, da war ich ein HB-Männchen*. Bei Ungerechtigkeiten habe ich ordentlich Rabatz gemacht!“, sinniert er. „Für mich selbst zu kämpfen, das musste ich erst lernen.“ In den 53 Jahren, die der freischaffende Künstler mittler- weile in der Wohnung der Volksheimstätte wohnt, ist viel passiert. Es gab einige Arbeitsplatzwechsel, parallel dazu entstand seine Künstlerbiografie. Manfred Pilz war immer kreativ, im Beruf und im künstlerischen Ausdruck, beim Gestalten und literarischen Schreiben, dazu ehrenamtlich engagiert – ein Macher im besten Sinn des Wortes. *Das HB-Männchen war eine Werbefigur der Zigarettenindustrie in den 60er-Jahre, das vor Wut immer in die Luft ging.